
Intel Aktie: Kurz vor dem Knockout?
31.05.2025 | 16:20
Intel, der einst unangefochtene Chip-König, taumelt. Exportverbote, eine milliardenschwere EU-Strafe und die erstarkende Konkurrenz setzen dem US-Giganten massiv zu. Unter neuer Führung keimt jedoch Hoffnung: Können radikale Umbaupläne und technologische Zukunftswetten das Ruder für den angeschlagenen Konzern noch herumreißen?
Tiefe Einschnitte und düstere Zahlen
Die finanzielle Lage bei Intel ist angespannt. Im ersten Quartal 2025 musste ein Nettoverlust von 887 Millionen Dollar verbucht werden, das operative Ergebnis kratzte an der Nulllinie. Die Bruttomarge liegt zwar bei 31,7%, doch die negative EBIT-Marge von 19,3% signalisiert deutliche operative Probleme. Der freie Cashflow brach um 4,37 Milliarden Dollar ein, während die Investitionen auf 5,18 Milliarden Dollar kletterten – ein Zeichen für den enormen Kapitalbedarf im technologischen Wettlauf. Die Schuldenquote (Debt-to-Equity) von 0,5 deutet zwar auf eine noch handhabbare Verschuldung hin, unterstreicht aber die Notwendigkeit strategischer Neujustierungen.
Zusätzlich belasten äußere Faktoren: Die EU verhängte eine Strafe von 421,4 Millionen Dollar wegen wettbewerbswidriger Praktiken. Analysten wie die von Citi warnen zudem vor möglichen Gewinneinbußen durch drohende Zollbelastungen. Die eigene Prognose für das zweite Quartal, die ein Non-GAAP-Ergebnis je Aktie nahe dem Break-even in Aussicht stellt, und die laufenden operativen Verluste der Foundry-Sparte (IFS) von 2,3 Milliarden Dollar im ersten Quartal schüren die Sorgen der Anleger. Nicht zuletzt macht der Rivale AMD Intel zunehmend Marktanteile im PC-Sektor streitig und etabliert sich als ernstzunehmender Konkurrent im Rechenzentrumsmarkt.
Analysten zwischen Skepsis und verhaltener Hoffnung
Die Expertenmeinungen zur Zukunft von Intel gehen auseinander. Seaport Research stufte die Aktie mit einer Verkaufsempfehlung ein und begründete dies mit einer als mangelhaft empfundenen Strategie im Bereich der künstlichen Intelligenz. Ein Analyst von Susquehanna bezeichnete das Papier gar als "totes Geld in seiner aktuellen strategischen Form".
Dennoch sieht derselbe Analyst auch Potenzial: Eine Abspaltung der Fertigungssparte von den Produktbereichen könnte erheblichen Aktionärswert freisetzen. Diese Einschätzung stützt sich unter anderem auf das Engagement der US-Regierung, die Produktion zurück ins eigene Land zu holen, sowie auf die Fortschritte bei Intels 18A-Prozesstechnologie. Gelingt die geplante Massenproduktion mit dem 18A-Prozess in der zweiten Jahreshälfte 2025, könnten große Cloud-Anbieter als Kunden gewonnen werden. Trotz dieser Lichtblicke bleibt Susquehanna bei einer "neutralen" Bewertung und verweist auf Marktanteilsverluste an AMD sowie die Sorge, dass eine jüngste Belebung der PC-Nachfrage lediglich ein Vorzieheffekt aufgrund von Zolldrohungen gewesen sein könnte.
Intels Plan zur Rettung: Radikalkur unter neuer Führung
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Seit März 2025 weht unter dem neuen CEO Lip-Bu Tan ein frischer Wind. Intel kündigte an, die weltweite Mitarbeiterzahl um mehr als 20% zu reduzieren. Auch die Aufdeckung eines mutmaßlichen Unterschlagungsfalls von über 840.000 Dollar in der israelischen Niederlassung wird von einigen Beobachtern als Zeichen für ein proaktiveres Vorgehen in Sachen Effizienz und Rechenschaftspflicht unter der neuen Leitung gewertet.
Strategisch plant Intel den Verkauf seiner Netzwerk- und Edge-Sparte (NEX), um sich stärker auf das Kerngeschäft mit PC- und Rechenzentrumschips zu fokussieren. Für 2026 werden zudem niedrigere Betriebskosten angestrebt. Technologisch treibt Intel Innovationen voran: Leistungsoptimierungen für die Core Ultra 200V (Lunar Lake) Prozessoren sollen durch neue Grafikkartentreiber auf mehr Geräte ausgeweitet werden und bis zu 10% höhere durchschnittliche Bildraten ermöglichen. Zudem deuten Informationen zu einem kommenden Intel W880-Motherboard auf einen "Arrow Lake-S Refresh"-Prozessor hin, der sich wohl an High-End-Workstations richten wird.
Bewertung am Boden – Schnäppchen oder Falle?
Der deutliche Abwärtstrend spiegelt sich im Aktienkurs wider: Am Freitag gab das Papier um knapp 3% auf 17,20 Euro nach und notiert damit gefährlich nahe am erst kürzlich markierten 52-Wochen-Tief von 16,61 Euro. Auf Jahressicht summiert sich das Minus auf über 38%, und auch der deutliche Abstand von über 14% zum 200-Tage-Durchschnitt unterstreicht die angespannte Lage der Aktie.
Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von etwa 0,84 wird die Aktie derzeit unter ihrem bilanziellen Wert gehandelt, was auf eine potenzielle Unterbewertung hindeuten könnte. Die Marktkapitalisierung lag Ende Mai bei rund 88,18 Milliarden Dollar, verglichen mit einem Buchwert von circa 106 Milliarden Dollar im ersten Quartal 2025. Obwohl 64,53% der Aktien von institutionellen Investoren und Hedgefonds gehalten werden, haben einige größere Adressen wie St. Louis Financial Planners Asset Management LLC (minus 84,0% im Q1) und Wellington Management Group LLP (minus 1,3% im Q4 des Vorjahres) ihre Positionen reduziert.
Fazit: Zerreißprobe für den Chip-Pionier
Intel steht an einem kritischen Scheideweg. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die tiefgreifenden Restrukturierungsmaßnahmen und die technologische Offensive unter dem neuen CEO greifen und das Vertrauen der Investoren zurückgewonnen werden kann. Insbesondere der Erfolg der ambitionierten Foundry-Strategie und des zukunftsweisenden 18A-Prozesses dürften darüber entscheiden, ob Intel zu alter Stärke zurückfindet oder der Abwärtstrend anhält.
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